Leiter Institut für Historische Sozialforschung, Senior Research Fellow
@univienna
, forscht zu österreichischer Zeit- und Polizeigeschichte, hier privat.
Autofahrer, offensichtlich erleichtert keine Prügel bezogen zu haben, fährt an. Mann verlässt gemächlich die Kreuzung und schickt der alten Dame ein thumb-up. Sie krächzt ein gerührtes "Danke, vielen Dank!"
Ich liebe den wilden Wiener Westen!
#derGalanausOttakring
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Alte Frau will mit Rollator die dicht befahrene Gablenzgasse überqueren. In der Mitte des Zebrastreifens blockiert Rollsplitt eines der Rollator-Räder. Frau kann weder vor noch zurück. Fußgängerampel springt auf rot. Autos können nicht weiter, eines hupt ungeduldig. 1/4
"Des Todes billige Ware" hat Kurt Tucholsky einfache Soldaten genannt. Als ein besonders eindrückliches Beispiel unter vielen zeigt die Schlacht von Waterloo 1815: wir machen uns keine Vorstellung davon, wie billig diese Ware oft war.
1/
Ich mache sonst nicht in Hitler-History. Aber über diese unscheinbare kleine Rahmenhandlung in der Wiedner Hauptstraße 37, an der ich regelmäßig vorbei komme, möcht ich schon lange was schreiben. Nun also:
Ein Thread.
1/
"Was is, Deppata? Siehst nix? Oma is kaputt. Kann nix mehr gehen wie will!" Hupen hört abrupt auf. Man bleibt seelenruhig neben dem Fahrzeug stehen, bis wir samt Rollator die Fahrbahn verlassen haben. Dann drischt er mit der flachen Hand aufs Autodach. "Fahr, Deppata!" 3/4
Ich schnappe Rollator, hake die Frau unter, in Minischritten geht's Richtung Gehsteig. Trottel hupt weiter. Vom Straßenrand marschiert junger Mann mit der Figur eines bulligen Kampfsportlers aufgebracht zum hupenden Auto. Er klopft resolut an die Scheibe. 2/4
Avjeen, ursprünglich aus Aleppo, ist 2015 als 18jährige mit ihrer kleinen Schwester nach Österreich gekommen. Mit enormer Selbstdisziplin, großem Fleiß und Ausdauer haben die zwei ihren Weg gemacht. Heute ist Avjeen auch offiziell Österreicherin geworden. Und das ist wunderbar!
Und die 20.000 getöteten Soldaten? Denen widerfuhr, was der billigen Ware des Todes immer widerfährt: sie sind im Dunkel der Geschichte verschwunden.
14/Schluss
Weil jetzt die Neuverfilmung von
#imwestennichtsneues
- die mit dem gleichnamigen Buch nicht allzuviel zu tun hat - große Resonanz findet, hier ein paar Hintergründe zu den Reaktionen auf Buch und Film 1918 bzw 1930.
Thread
1/
Caspar Einem hat mich als Jugendlichen beeindruckt, weil er sich trotz Krone-Kampagne nicht in den Staub warf. Ich wollte unbedingt wissen, wie so einer tickt. Als random 17jähriger rief ich im Innenministerium an: ich wolle einen Ministertermin. Und ich bekam ihn tatsächlich.
Weil man es nicht oft genug sagen kann,
@StadtWien
@wienerlinien
: Eure Politik gegen die Armen im öffentlichen Raum, wie diese Anti-Obdachlosenbänke, sind eine Schande. Nichts anderes.
Eine Schande.
Nach dem Krieg bekam Jakob und Barbaras Sohn, Jacques Altenberg, das Rahmengeschäft in der Wiedner Hauptstraße zurück gestellt und betrieb es ohne die Zweigniederlassungen weiter. Er starb relativ jung 1956. Das Geschäft wurde später von anderen übernommen.
22/Schluss
Ein Zufallsfund in einem Polizeibestand erinnert mich heute wieder daran, weshalb ich seit meinem Zivildienst in Yad Vashem immer einen Bogen um die Holocaustforschung gemacht habe.
"Weil Demokratie vom direkten Austausch lebt." Bei jedem anderen wärs Plattitüde gewesen. Ihm hat mans geglaubt. So wie er an diesem Abend war, wird er mir in Erinnerung bleiben: klug, bedächtig, selbstironisch. Einer, der die Menschen sehr mochte.
Die Erde sei ihm leicht.
So klare Worte wie die von Armin Laschet (CDU) würde man sich hierzulande oft wünschen. Er macht den entscheidenden Punkt: Demokratie ist zerbrechlich. Es braucht gar nicht viel, um sie aus den Angeln zu heben. Im Fall der Nazis 1933: zwei Monate.
Achtung Geschichtestudierende:
Diese Auseinandersetzung zwischen dem Sprecher des Verteidigungsministeriums
@bundesheerbauer
und Journalist
@kappacherS
ist ein Lehrbeispiel für kritische Quellenlektüre!
Ein Thread
1/12
So so. Im Keller der Polizeidirektion Innsbruck "tauchen Akten auf". Aus der Nazizeit, Gestapo, Berichte über Pogrome etc. Zwei Dinge sind bemerkenswert:
1. In Wirklichkeit taucht gar nix auf. Die Polizei wusste, dass Unterlagen da sind.
1/4
"Aus taktischen Gründen leise zu treten hat sich noch immer als Fehler erwiesen." Die starke, unbeirrbare und unbestechliche Johanna Dohnal, erste Frauenministerin Österreichs, wäre heute 82 Jahre alt geworden. Sie fehlt.
Mann hebt an, um loszukeifen. Da dreht sich ältere Frau, die ebenfalls darauf wartet aussteigen zu können, resolut zu ihm um und herrscht ihn an: "Hean'S! Beruhigens earna! Des is a Frau und ka Oktopus! Sie wearn as Aussteigen scho no erlebn!" Disziplin hergestellt.
#OTK
stabil.
Eines seiner erhellendsten und meistbeachten Konzepte hat der Historiker Eric Hobsbawm eher beiläufig entworfen: Das Phänomen der "erfundenen Traditionen".
Ein Thread zu einem Parade-Exempel: die Anrufung der "christlichsozialen Wurzeln" der ÖVP. 1/
Die kleinen Leute wurden buchstäblich bis auf ihre Essenz verwertet. In Erinnerung geblieben sind aber nur diejenigen, die sie in den Tod schickten: der geschlagene Napoleon, der triumphierende Wellington, der siegreiche Blücher.
10/
Finanzminister Blümel hat bindenden (!) Beschluss d österr Parlaments ignoriert u auf europ. Ebene verhindert, dass Konzerne offen legen müssen, wieviel Steuern sie in welchem EU-Land zahlen. Ohne Alarmismus: Bitte was, wenn nicht Amtsmissbrauch und Verfassungsbruch, ist das?!
Heute vor 102 Jahren stürzte das Haus Habsburg. Das Ende der 'guten alten Zeit' war die Voraussetzung für Demokratie, Arbeiterrechte und Wohlfahrtsstaat. In Staaten mit gefestigter demokratischer Tradition würde man das jedes Jahr ausgiebig feiern. Bei uns nicht. 1/6
In den 1830ern explodierten die Preise für Knochenmehl, das als phosphatreicher Dünger auf den Feldern ausgebracht wurde. Knochenmühlen kauften Gebeine en gros auf u stellten keine Fragen. Schon länger nimmt man also an, dass ein Gutteil der Toten zu Dünger verarbeitet wurde.
6/
Die Schlacht von Waterloo, 15 Km von Brüssel entfernt, endete am 18. Juni 1815 mit der endgültigen Niederlage Napoleons. Sie kostete etwa 20.000 Menschen das Leben, über 30.000 wurden verwundet, was oft nur einen späteren, qualvollen Tod infolge von Infektionen bedeutete.
2/
Seit die ÖVP den Kampf gegen Antisemitismus für sich entdeckt hat, warnt sie besonders ausdauernd vor a.) dem linken und b.) dem "importierten" (=muslimischen) Antisemitismus. Es ist hilfreich, sich demgegenüber die tatsächlichen Zahlen in Erinnerung zu rufen.
Nach seinem Tod 1819 wurde Blücher in einem eigenen Mausoleum beigesetzt. Von Wilhelm II., der noch 34 annehmliche Jahre verlebte, bleibt immerhin das oben zu sehende, monströse Schlachtendenkmal. Posthum vermahlen wurde, soweit bekannt, keiner der Herren.
13/
Leichen mit schönen Gebissen wurden die Zähne ausgebrochen, um sie satzweise an Prothesenhersteller zu verkaufen. Die kochten die Zähne aus, montierten sie in Formen aus Elfenbein, anschließend verkauften sie das Ganze an zahlungskräftiges Publikum im fortgeschrittenen Alter.
4/
Die Knochen der Gefallenen, so die These, dürfte also auch im großen Stil zu Klärgranulat für die boomende Zuckerindustrie verarbeitet worden sein, wie der Spiegel berichtete (Nr. 35/91).
9/
Die Ausplünderung der Gefallenen begann unmittelbar nach den Kämpfen durch überlebende Soldaten, denen sich lokale Bevölkerung anschloss. Begehrt waren neben Wertgegenständen v.a Kleidung und Schuhe. Während rundum noch die Verwundeten schrien, zog man die Toten aus.
3/
Der niederländische Kronprinz, der spätere Wilhelm II, wurde in Waterloo leicht verletzt. In Erinnerung an dieses sein eigenes Heldentum ließ er auf dem einstigen Schlachtfeld diesen Hügel aufschütten, auf dessen Spitze ein überdimensionierter, eiserner Löwe thront.
11/
Im heurigen Sommer hat ein Team von Historikern und Archäologen eine zusätzliche Erklärung gefunden: Für die Filtrierung von Zuckermelasse eignet sich besonders Knochenkohle, die daher bis heute in der Rübenzuckerherstellung verwendet wird.
7/
In den Wochen nach der Schlacht, wurden die Toten zusammen gesammelt und in Massengräbern verscharrt. Das Merkwürdige: in besagten Massengräbern wurden später ganze zwei Skelette gefunden. Von 20.000. Was war mit den restlichen Toten geschehen?
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In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert kam die europäische Rübenzuckerproduktion in Gang. Um den in großen Mengen hergestellten Rübenzucker zu klären und ihm seine weiße Farbe zu verleihen, waren enorme Mengen von Knochen notwendig.
8/
Napoleon starb sechs Jahre nach der Schlacht auf Sankt Helena. Wellington machte neben Militär- auch Politkarriere und brachte es bis zum Premier des UK. Blücher ließ sich nach der Schlacht mit einem eigens für ihn geschaffenen "Blücherstern" auszeichnen.
12/
Wenn 82 Prozent (!) der Wiener HilfsarbeiterInnen nicht wählen dürfen, dann ist das kein "Demokratieproblem". Das ist die Wiedereinführung des Zensuswahlrechts.
Weil jetzt wieder die Mär vom importierten Antisemitismus umgeht: das hier sind die aktuellen Zahlen für Deutschland: antisemitisch motivierte Täter kommen fast immer von rechts. Es gibt keinen plausiblen Grund anzunehmen, in Österreich lägen die Dinge grundlegend anders.
Der Ausländeranteil in Wien Wohnbevölkerung ist mit 31,5% fast 3x so hoch wie in Berlin. Mehr als 50% der Wr. Arbeiter:innen, mehr als 80% der Hilfsarbeiter:innen hat kein Wahlrecht. Gerade das ärmere Drittel der Bevölkerung darf nicht mitbestimmen.🧵
1/
Rette sich, wer kann! Der Kurier hat "zwei ausgewiesene Experten" zum "Mythos des Februar 1934" geladen: Historiker Kurt Bauer, dessen Buch über den Februar 34 eine klar anti-sozialdemokratische Schlagseite hat, und Alt-ÖVPler und Dollfuß-Apologet Andreas Khol.
Ein Thread
1/7
Neben den Kellnern sind die wahren Wiener Autoritäten ja die Fleischhauer. Stehe bei "meinem" an. Hipster vor mir kauft zwei Kilo Schopf ohne Knochen. Ware wird vom stattlichen, gewiss über 70jährigen Meister mit verächtlichem Blick auf den Verkaufstisch geknallt.
1/5
Danke übrigens, liebe Grüne, dass ihr die Aufklärung des ÖVP-Sumpfes derartig erschweren geholfen habt, indem ihr völlig grundlos, garniert mit hanebüchenen Erklärungen, die Vernichtung der U-Ausschuss-Unterlagen mitgetragen habt. Looking at you,
@michelreimon
@blimlinger
Das Problem mit Frau Aschbachers Diplomarbeit: Sie und ihre Parteikollegen verbreiten tagein tagaus die Mär, dass man es durch Leistung u harte Arbeit überall hinbringen könne. Stellt sich raus: Ihre Privilegien verdanken sie selbst ausschließlich ihrer Herkunft u Seilschaften.
Mir erscheint ja die Qualität einer uralten Diplomarbeit für die Bewertung einer PolitikerIn irrelevant und die bildungsbürgerliche Anmaßung solcher Blogeinträge unsympathisch. Die „Plagiatsjagd“, ein armseliges und sehr deutsch-österreichisches Hobby.
Im Jahr 1898 eröffnete hier Jakob Altenberg (1875-1944) ein Geschäft für Rahmung und Vergoldung. Altenberg war Sohn einer jüdischen Familie aus Galizien, der als junger Mann sein Glück in der Residenzstadt Wien suchte und zunächst fand, sowohl geschäftlich als auch privat.
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dass sein Judenhass keineswegs von jungen Jahren an eine stabile Größe war, sondern sich erst später verfestigte. Hitlers Erzählung, er sei schon in Wien zum überzeugten Antisemiten geworden, wertet sie als Versuch, seine Ideologie rückblickend als Ergebnis
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Im bekannt bonzendurchsetzten Ottakring macht mein Klimabonus also 110 Euro aus. Bin ich froh, dass man dort, wo die Armen dieser Stadt zuhause sind, in Döbling und Währing, 150 Euro bekommt. Sonst wäre das mit der Sozialen Gerechtigkeit ja nur ein Witz.
Jakob Altenberg starb wenige Monate vor seiner Ehefrau Barbara 1944 in Wien. Hätte er sie überlebt, wäre er nach ihrem Tod mit Sicherheit dem NS-Massenmord zum Opfer gefallen.
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(Bild: Altenbergs Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof)
Der Schulabbrecher Hitler hatte keinen Beruf erlernt. Seine spätere Behauptung, er habe zeitweise auf dem Bau gearbeitet, ist angesichts seiner schwächlichen Konstitution wenig glaubwürdig. Nachvollziehbar hingegen der Versuch, sein künstlerisches Talent zu monetarisieren.
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Hier verbrachte der junge Mann seine Tage zunächst wie ein reicher Müßiggänger und ließ sich treiben: ausgedehnte Spaziergänge, Café- und Veranstaltungsbesuche, Opernabende - und vor allem: großzügige Vermeidung von Lohnarbeit.
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Beide Geschäftspartner Hitlers waren Juden - wenigstens nach jenen Rasse-Kriterien, von denen er später behauptete, ihnen damals schon angehangen zu sein. Das Verhältnis mit Altmann war das länger andauernde, jenes mit Morgenstern das nähere - und für Hitler lukrativere.
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Am Ende des Gesprächs hab ich meinen ganzen Mut zusammen genommen und ihn gefragt, ob er vielleicht an meine Schule käme? Er ist tatsächlich gekommen. Sechseinhalb Stunden Fahrt Wien-Ischl-Wien. Irgendwer fragte ihn an dem Abend vor 200 Leuten, warum er sich das denn antäte.
Was ich an den Akten der Nachkriegsprozesse immer besonders schwer nachvollziehbar finde: dass da praktisch nie jemand sagt: "es war ein furchtbares Verbrechen. Ich bereue und schäme mich, als Mörder zu meiner Familie zurückgekehrt zu sein." Nur: Lügen, Ausflüchte, Selbstmitleid.
Jakob war in Wien mit der nichtjüdischen Wirtstochter Barbara Braumüller (1875-1944) liiert. Sie wurde 1901 schwanger, im Mai 1902 wurde der gemeinsame Sohn Jakob Albin ("Jacques", 1902-1956) als lediges Kind geboren.
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einer stringenten Entwicklung, einer systematisch gereiften Erkenntnis (und nicht etwa einer späteren, weitgehend irrationalen Radikalisierung) darzustellen. Wie auch immer: dass sie ihn gut behandelt hatten, nützte den jüdischen Bekanntschaften Hitlers später wenig.
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Um die katholische Barbara heiraten und seinen Sohn legitimieren zu können, trat Jakob sen. aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus. Im Dezember 1902 feierten er und Barbara Hochzeit. Eine Verbindung, die Jakob vierzig Jahre später sein Leben retten würde.
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Um stets ein umfangreiches Sortiment anbieten zu können, kooperierte Altenberg mit mehreren Künstlern, die ihn günstig mit Bildern belieferten, die er dann gerahmt weiter verkaufte. Ab 1909 war einer der Lieferanten auch der junge Adolf Hitler.
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Altenbergs Laden lief bald hervorragend. Das lag auch an einem innovativen Geschäftsmodell: Statt nur Gemälde oder Spiegel zur Einfassung zu bringen, konnte die Kundschaft hier Kunst u Rahmung aus einer Hand beziehen, sich also gleich mit komplettem Wandschmuck eindecken.
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Hitler fertigte am laufenden Band Postkarten und Aquarelle, die er über mehrere Mitbewohner im Männerwohnheim, aber auch über zwei Rahmenhändler verkaufte: Jakob Altmann in der Wiedner Hauptstraße 37 und Samuel Morgenstern in der Liechtensteinstraße 4.
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Weil am Holocaust-Gedenktag gerne mit Adorno-Zitaten um sich geworfen wird, gestatte ich mir einige Anmerkungen.
Anspruch auf besondere Originalität ist damit nicht verbunden, eher d Bemühen, der Reduktion hochpolitischer Thesen auf d Niveau v Kalendersprüchen entgegenzuwirken.
Dass Hitler offenbar ein gutes Verhältnis mit Altmann und Morgenstern pflegte, desgleichen zu zwei jüdischen Mitbewohnern der Meldemannstraße und zuvor, in seiner Linzer Jugend, zum Arzt seiner Mutter, Eduard Bloch, wertet Hitlers Biografin Brigitte Hamann als Indiz dafür,
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Notabene also: der Quellenkontext ist von zentraler Bedeutung. Nur durch die Verknüpfung unterschiedlicher Quellenstränge lässt sich oft entziffern, was zwischen den Zeilen steht. Man ist zudem gut beraten, das Eigeninteresse von Akteuren in Rechnung zu stellen.
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Hitlers bevorzugte Motive waren verkitschte "historische Ansichten" im Stil Rudolf von Alts, wie diese. Später trieben das NSDAP-Archiv und die Gestapo einigen Aufwand, um wieder in den Besitz der "Führer-Gemälde" zu kommen.
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Einzig Eduard Bloch (lt. Hitler ein "Edeljude") erfuhr nach dem "Anschluss" Österreichs 1938 anfangs eine entgegenkommendere Behandlung, ihm und seiner Frau gelang noch 1940 die Flucht. Das Ehepaar Morgenstern wurde hingegen enteignet und 1941 nach Lodz deportiert.
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Die Verbindung zu Altmann bestand seit 1909, jene zu Morgenstern seit 1911/12. Anders als mit den Altmanns verkehrte Hitler mit dem Ehepaar Morgenstern phasenweise aber auch privat. Beide Kontakte endeten mit Hitlers Abschied aus Wien in Richtung München im Jahr 1913.
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Die Sache hatte nur einen Haken: Hitler war nicht reich.
Nachdem er sein Erbe binnen zweier Jahre durchgebracht hatte, folgte 1909 der finanzielle Absturz. Er flog aus seiner Unterkunft und musste in ein Obdachlosenasyl übersiedeln.
(Bild: Der junge Hitler 1916).
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Um sich zumindest einen Platz im ungleich komfortableren Männerwohnheim Meldemannstraße leisten zu können, war Hitler dringend auf der Suche nach Einnahmequellen.
(Bild: Die Gartenansicht des einstigen Männerwohnheimes Meldemannstraße 25-29 im 20. Bezirk)
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Samuel starb dort 1943 an Entkräftung und Unterernährung. Seine Frau Emma wurde daraufhin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Jakob Altenberg wurde zwar auch enteignet, jedoch aufgrund seiner "arischen" Ehefrau Barbara nicht deportiert.
20/
Der Betriebsrat von
#Equans
in Simmering hat sich gedacht, man könnte den heutigen
#Metaller
#Streik
doch für eine Geschichtsvorlesung im Betrieb nützen. Und so habe ich mit 200 Streikenden über frühere Streikbewegungen in Österreich gesprochen.
And I think that's beautiful!
Wer braucht Geschichtsaufarbeitung, die es nicht schafft, Verbrechen klar zu benennen? Außer Herrn Karner, eventuell. Wer sich weigert, heutiges, gerichtlich festgestelltes Fehlverhalten der Polizei einzuräumen, verurteilt es sicherheitshalber auch in der Vergangenheit nicht.
4/4
Wochen später schwänzte ich Schule, fuhr von Bad Ischl nach Wien und saß, aufgemaschelt wie ein Firmling, in der Herrengasse. Bekam Kaffee serviert. Mir gegenüber der leibhaftige Minister: neugierig, zugewandt, ein bisschen belustigt ob meiner juvenilen Bewunderung.
So läuft das im wilden Wiener Westen: dem
@andreas_strauss
ging der Verkehr auf der Thaliastraße auf die Nerven. Also hat er aus einem alten Stativ und einem kaputten Föhn eine Radarfalle improvisiert. Und siehe: die Maßnahme zur Verkehrsberuhigung wirkt 1 A!
Hitler, hier gezeichnet als 16jähriger von einem Mitschüler, war nach fehlgeschlagener Aufnahmeprüfung an der Akademie der Bildenden Künste und Tod seiner Mutter 1908 endgültig von Linz nach Wien übersiedelt.
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Heute jährt sich die Hinrichtung von Koloman Wallisch zum 90. Mal. Selbst nach damaliger Rechtslage handelte es sich um Justizmord, weil das Standrecht trotz des Endes der Februarkämpfe verlängert wurde, um Wallisch noch hängen zu können. Der verantwortliche Justizminister
1/2
So kann man vom Habsburger Leopold I. (1640-1705) erzählen - und tut es in Österreich meist auch. Dabei gäbe es von dem Mann noch einiges mehr zu berichten.
Wenn auch etwas weniger Vorteilhaftes.
Ein Thread.
1/
Leopold I. machte als erster „Barockkaiser“ Wien zu einem wichtigen Zentrum der europäischen Theater- und Musikwelt. Er selbst komponierte 200 weltliche und 79 geistliche Werke, 103 Ballette sowie Tänze, Arien & Opernszenen.
#WienGeschichteWiki
:
Regelmäßig in Lehrveranstaltungen beobachtet: nach jahrelanger Berufstätigkeit im 2. Bildungsweg Matura nachzuholen, unter Entbehrungen zu studieren, setzt so ein achtenswertes Bildungsstreben, so viel Mut, Kraft u Ausdauer voraus. Das verdient Besseres als irreführenden Hohn.
Unabhängig vom Einzelfall: wir brauchen universitäre, evtl auch überuniversitäre Prüfkommissionen für Plagiatsvorwürfe. Man darf das Feld nicht privaten "Plagiatsjägern" überlassen, die ein geschäftliches Interesse daran haben, jeden Fall auf Teufel komm raus zu skandalisieren.
"Ich bin nicht einverstanden mit der Idee von Gewerkschaften. Ich mag einfach nichts, was so etwas wie Lords und Bauern schafft." Sagt Lord Elon.
Tesla-Arbeiter verdienen um 30 % weniger als die gewerkschaftlich organisierten Belegschaften der Mitbewerber.
Zur Erinnerung an die Männer und Frauen, die heute vor 87 Jahren, am 12. Februar 1934, dem Staatsstreich der Regierung Dollfuss bewaffneten Widerstand leisteten. Was sagt es über uns, dass es noch immer keine Denkmäler in den Zentren unserer Städte für sie gibt?
Tauschitz also zumindest im LVT Geschichte. Dazu hat es 2wöchigen Aufschrei im In- u Ausland gebraucht. Die ÖVP hat sich bis heute weder v Tauschitz noch dessen Auftritten auf d Ulrichsberg distanziert. Soviel zur Glaubwürdigkeit, rigoros gegen Antisemitismus vorgehen zu wollen.
Heute gedenken wir der Opfer des Nationalsozialismus. Es liegt in unserer Verantwortung, die Erinnerung an damals wach zu halten und dafür zu sorgen, dass diese Gräueltaten niemals in Vergessenheit geraten.
Armenkochbücher waren in den 1910ern und 1920ern ein eigenes Genre. Davon scheint es hier gerade ein kleines Revival zu geben. Leute, die es selbst nicht nötig haben, geben Tipps zur billigen Ernährung. Was damals Einbrenn, Brennnessel und Löwenzahn waren, sind heute Spaghetti.
Wie zählebig Propaganda sein kann: Dollfuß hat die Errichtung seiner Diktatur als Folge der "Selbstausschaltung" des Parlamentes ausgegeben. Auch 90 Jahre später findet sich diese in ein Wort gegossene Lüge weiterhin im öffentlichen Diskurs.
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Ich: "naja, des kann man so jetzt ah net..."
Meister: "jojo, scho guat. Hamma eh z'lang g'redt, gibt jo ah no andre Leit. Danke, habedieehre. Nächsta!"
Im Untergrund dieser Stadt tobt offenbar ein kulnarischer Kulturkampf, der bisher völlig an mir vorbei gegangen ist.
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Wie das BMI haben die Landespolizeidirektionen aber einfach jahrzehntelang das Archivgesetz ignoriert und das Material rechtswidrig unter Verschluss gehalten.
2. Bemerkenswert neben der Spur auch die Reaktion des Innenministers.
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Diese Schuhe gehörten einem Mädchen aus Wien, Maria Karasek. Sie waren ein Geschenk an eine bettelarme Zwölfjährige, die sie bis an ihr Lebensende als alte Frau wie einen Schatz hütete. Ein Thread darüber, wie es war, als unsere Kinder Schutz brauchten - und bekamen. 1/11
Wenn man sich als Historiker mit schlimmen Dingen befasst, kann man sich oft denken: "Immerhin ist das vorbei". Manchmal geht das aber nicht so einfach.
Beispiel: das Armenwesen. Ein (langer) Thread.
Würd das gern verstehen. Nicht im Sinne von: gutheißen. Sondern: nachvollziehen, konsistent herleiten. Warum SP-Stockinger freiwillig eine NKWD-Uniform trägt.
Wenn FPÖler NS-Devotionalien horten: jenseits, aber unbestreitbar im Einklang mit einer Traditionslinie der Partei.
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Ich stamme aus der Ulrichsberg-Gemeinde Maria Saal. Da trugen die alten Kameraden in den 90ern nach dem Event ihre Ritterkreuze spazieren, auf denen Hakenkreuze prangten. Jedem Kind war klar, was das für Leute waren. Nur Hr Tauschitz wusste noch 15 Jahre später von nichts.
Stargast mancher
#Ulrichsbergtreffen
war Gudrun Burwitz, Tochter von SS-Chef Heinrich Himmler. Burwitz war über Jahrzehnte eine zentrale Figur der rechtsextremen Szene in Österreich und Deutschland.
Der neue Kärntner LVT-Leiter Tauschitz will nur auf dem Ulrichsberg gewesen sein, um die "Vereinnahmung" des SS-Treffens (!) durch "Rechtsextreme" zu verhindern. Die Dreistigkeit dieser Behauptung muss man erst mal sickern lassen.
Thread.
Das jetzt im Vatikanarchiv aufgetauchte Schreiben eines dt Jesuiten an den Privatsekretär des Papstes: im Kirchenstaat war man spätestens seit Dezember 1942 über das NS-Völkermordprogramm informiert (via
@oferaderet
). Hier mehr Kontext zum Schreiben: i
Die deutsche Filmoberprüfstelle begründete das Verbot des Filmes schließlich wegen "Gefährdung des dt Ansehens", damit, dass "es im Film unbestreitbar nur deutsche Soldaten seien die jammern und schreien, während die Franzosen schweigend im Stacheldraht sterben".
13/Schluss
In den letzten Tagen reagierten Menschen, die mit der SPÖ nichts zu tun haben, verschiedentlich befremdet auf die Parteigrußformel "Freundschaft!".
Hier ein wenig historischen Kontext.
Thread.
#SPOE
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Die Grünen flüchten sich in der Causa
#Schilling
in Verschwörungserzählungen einschließlich antisemitischer Codes, Stw. "Silbersteim-Methoden". Da schafft es jemand tatsächlich, im Vorbeigehen das "Gefurze"-Kommunikationsdebakel nochmal zu toppen. Was ist da nur passiert?
Wenn man Transparenz ernst nimmt: sämtl dienstl Telefonate v US-Präsidenten werden mitprotokolliert, sie sind verpflichtet Diensthandy u Dienst-emailaccount zu nützen u am Ende landet alles im Archiv. Und nicht - wie in Ö - wahlweise beim Datenvernichter od d Staatsanwaltschaft.
Learned today that Gorbachev notified then president George H.W. Bush that he was going to collapse the Soviet Union *before* going on air on Soviet live TV. Difficult to imagine this kind of bonhomie between Russian and American leaders today.
Karner sagt über Akten, die die Involvierung der Exekutive in NS-Verbrechen belegen: "Es geht darum, alles, was passiert ist, aufzunehmen und daraus zu lernen. Nicht im Sinne einer Verurteilung, sondern im Sinne einer Aufarbeitung dieser Geschichte." Aha.
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