Mein stärkster Eindruck ist diese seltsame und schwer beschreibbare Mischung aus Krieg und Alltag, Bedrohung und Banalität. Auf den ersten Blick sieht man in
#Kiew
den Krieg nicht, auf den zweiten ist er überall: Schutzraumschilder, Straßensperren, Blumen für die Toten.
2/12
Zurück von einer intensiven knapp dreitägigen Reise mit Robert
#Habeck
in die
#Ukraine
. Viele Eindrücke, Informationen, Widersprüche, Gefühle.
Achtung, es folgt langer Thread. Wer lieber hören will: Haben das auch im Podcast besprochen.
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1/12
Neu für mich als Hauptstadtkorrespondent ohne Kriegserfahrung war der Umgang mit der permanenten Bedrohungslage. Während unserer Reise hatten wir 5 oder 6 Mal Luftalarm. Wenn Sirenen und Warn-Apps losheulen, checken die Ukrainer in Telegramm-Gruppen, was da gerade anfliegt.
3/12
Das weitere Vorgehen hängt davon ab, ob die Bedrohung von Raketen, Drohnen, Marschflugkörper oder Jets ausgeht und wo man gerade ist: Auf den Boden werfen, ins Haus laufen, fensterlosen Raum suchen, Keller, Schutzraum oder Bunker. Manche legen sich auch in die Badewanne.
4/12
Bei meiner Übernachtung in
#Kiew
ging der Alarm nach 2 Stunden Schlaf um 4.40 Uhr los. Nervig, aber natürlich ertragbar - zumal in einem großen Hotel mit entsprechender Infrastruktur. Den Aufenthalt im Schutzraum habe ich hier beschrieben:
5/12
Was für uns ein Abenteuer mit wenig Schlaf war, haben die Menschen in
#Kiew
,
#Odessa
,
#Charkiw
,
#Mykolajiw
und anderswo aktuell jede Nacht. Es gibt Untersuchungen, dass nach vielen Bombennächten in Folge die Zahl der Autounfälle steigt. Weil die Menschen nicht mehr können.
6/12
Wenn der Alarm vorbei ist, beginnt das Bangen. Konnte die Abwehr die Geschosse abwehren? Oder sind sie eingeschlagen? Allein in unseren 2,5 Tagen in der
#Ukraine
sind mindestens 8 Zivilisten bei Luftschlägen gestorben, darunter zwei Kinder. Das ist Terror. Nichts anderes.
7/12
An unserem letzten Tag haben wir die Folgen eines russischen Angriffs gesehen. Eine riesige Rauchsäule, die aus dem brennenden Seehafen
#Piwdennyj
bei Odessa aufgestiegen ist. Wir sind etwa 3 Stunden nach dem Raketeneinschlag dort vorbeigefahren. Sehr seltsames Gefühl.
8/12
Zwei Gefühle herrschen bei mir nach der Reise vor. Wut auf Russland und Mitgefühl für die Menschen in der Ukraine. In einer Schule in
#Irpin
haben uns Kinder von der Kriegs- und Besatzungszeit berichtet. Da möchte man heulen. Hab’s aufgeschrieben:
9/12
Der
#Ukraine
mangelt es derzeit an allem: Waffen, Flugabwehr, Munition, Geld. Tun wir genug tun, um dieses pro-westliche und pro-europäische Land in seinem Abwehrkampf zu unterstützen? Die Antwort ist aus meiner Sicht eindeutig: Nein, das tun wir nicht.
10/12
Ja, wir tun viel. Aber gemessen an unseren Möglichkeiten tun wir viel zu wenig. Sollte die
#Ukraine
verlieren, werden die politischen, geostrategischen und auch finanziellen Kosten gigantisch sein.
Die Langfassung habe ich hier aufgeschrieben:
11/12
Immerhin hat der US-Kongress endlich den Weg für das neue
#Hilfspaket
freigemacht. Das ist die beste Nachricht für die Ukraine seit Monaten. Wir und andere Europäer sollten nachziehen. Die Ukraine hat schon genug Opfer für ihre Freiheit gebracht.
12/12